„Was Gebäude erzählen“: Rückblick auf 70 Jahre Europäisches Parlament in Luxemburg

In einer neuen Ausstellung wird die Verbindung zwischen dem Europäischen Parlament und dem Großherzogtum seit 1952 nachverfolgt.


Inauguration of the Konrad Adenauer BuildingEinweihung des neuen Konrad-Adenauer-Gebäudes mit der Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola, Seiner Hoheit dem Großherzog von Luxemburg und dem luxemburgischen Ministerpräsidenten Xavier Bettel. © Europäische Union 2022 – Europäisches Parlament

Eine Reise durch die Zeit: unveröffentlichte Dokumente

Am Dienstag, 10. Mai, wurde das neue Konrad-Adenauer-Gebäude eingeweiht. Dieser Anlass bot auch Gelegenheit, die neue Ausstellung „Was Gebäude erzählen“ zu eröffnen. Thema der Ausstellung ist ein Rückblick auf 70 Jahre Europäisches Parlament in der Hauptstadt des Großherzogtums. Die Ausstellung umfasst Fotos, Poster, architektonische Skizzen und Pläne sowie unveröffentlichtes Archivmaterial, mit dem sich die Entwicklung der Präsenz des Parlaments in Luxemburg nachverfolgen lässt: angefangen bei der Entscheidung von 1952, Luxemburg zum Sitz der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) zu machen, bis hin zur Einweihung des neuesten Zuwachses zum Gebäudebestand des Parlaments in Luxemburg, die diese Woche stattfand.

ECSC High Authority LuxembourgIn dem Gebäude, das zuvor im Besitz der Verwaltung der CFL war, am Place de Metz, wo die Dampfeisenbahn „Charly“ vorbeifuhr, nahmen die ersten Beamten der Hohen Behörde der EGKS ihre Arbeit auf. Fotoarchiv der Stadt Luxemburg © Urheberrechtlich geschützt.

Luxemburg: Ein Grundbestandteil der Geschichte des Europäischen Parlaments

Die Beziehung zwischen dem Großherzogtum und dem Europäischen Parlament ist historisch reichhaltig. In den vergangenen siebzig Jahren waren die symbolhaften Gebäude des Parlaments, darunter auch alte und teilweise unbekannte architektonische Projekte, Schauplatz der Beziehungen zwischen dem Parlament und Luxemburg, Gastgeber für Besuche von Würdenträgern wie Papst Johannes Paul II. und dem ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat, aber auch Zeugen der institutionellen Entwicklung des weltweit ersten international gewählten Parlaments. Die Ausstellung erzählt die Geschichte des Parlaments durch das Schauglas dieser Gebäude und zeigt, wie die Menschen selbst die physischen Einrichtungen im Laufe der Jahre geformt haben – von der Gründung der allerersten Europaschulen, die in den 1950er-Jahren rein aus der Not geboren wurden, eine Bildungseinrichtung für die Kinder der Bediensteten der EGKS bereitzustellen, bis hin zur Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger Luxemburgs bei der Entwicklung des Europaviertels der Stadt.

ACP-EU AssemblyAm 1. Juni 1976 wohnten Großherzog Jean und seine Frau, Großherzogin Charlotte von Luxemburg, der feierlichen Eröffnung der Parlamentarischen Versammlung AKP-EWG gemeinsam im Plenarsaal des Schuman-Gebäudes bei. © Europäische Gemeinschaften 1976 – Europäisches Parlament

Sowohl das Europäische Parlament als auch Luxemburg selbst sollten von ihrer 70-jährigen Beziehung geprägt werden. Die Gebäude dieser Ausstellung sind die vielleicht am deutlichsten sichtbaren Zeugen dieser Verbindung. Sie hatte tatsächlich Einfluss auf die Gestaltung der Stadt Luxemburg: Die ehemalige Heimat der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl am Place de Metz ist allen bekannt, die das Stadtzentrum Luxemburgs besuchen, der Alcide-De-Gasperi-Turm war Luxemburgs erster Wolkenkratzer, eingeweiht als Teil der Luxemburger Skyline im Jahr 1966, und die Verstädterung und Entwicklung des Kirchberg-Plateaus seit den 1960er-Jahren ist grundlegender Bestandteil der architektonischen Geschichte des Landes.

Aerial view of the European Parliament in LuxembourgLuftbild der Gebäude des Europäischen Parlaments im luxemburgischen Viertel Kirchberg. Der Fonds für die Verstädterung und Entwicklung des Kirchberg-Plateaus wurde 1961 eingerichtet. Er sollte zusammen mit dem Bauamt eine 360 ha große Baulandreserve verstädtern. © Europäische Gemeinschaften 1995

Das Parlament seinerseits erlebte einen Großteil seiner institutionellen Entwicklung in Luxemburg. Die Stadt ist zwar seit 1992 offiziell der Sitz des Generalsekretariats des Parlaments, doch ihre Geschichte ist auch Teil der politischen Entwicklung des Organs. In der Stadt gibt es zwei Plenarsäle: Im 1973 eingeweihten Schuman-Gebäude befindet sich der allererste Plenarsaal, der ausschließlich dazu bestimmt war, vom Europäischen Parlament genutzt zu werden. 1980 folgte der Plenarsaal des „Petit Kueb“ („Kleiner Rabe“), der wiederum eine Abänderung des nicht umgesetzten Projekts Centre 300 war, das den Spitznamen „Grand Kueb“ („Großer Rabe“) trug. Der Bau des Verwaltungsgebäudes Kirchberg (BAK), umgetauft in Konrad-Adenauer-Gebäude (KAD), begann 1998. Er war ein Zeichen dafür, wie sehr das Leben des Parlaments in Luxemburg in den vorhergehenden Jahrzehnten blühte und gedieh.

European Parliament Adenauer Request&1997 schrieb Jan Kilb, ein Bürger Luxemburgs, an den Präsidenten des Europäischen Parlaments José María Gil-Robles und schlug vor, das Verwaltungsgebäude Kirchberg (BAK) in „Konrad Adenauer“ umzubenennen. © Archiv des Europäischen Parlaments 1997

Wer mehr über das Leben des Parlaments in Luxemburg erfahren möchte, findet Antworten in der Ausstellung, die derzeit auf dem Flur des neuen Konrad-Adenauer-Gebäudes gezeigt wird. Für die Organisation zeichnen das Referat Archiv und die Generaldirektion Wissenschaftlicher Dienst (GD EPRS) gemeinsam verantwortlich. Dokumente und Fotos wurden freundlicherweise vom Archiv des Europäischen Parlaments, der Fotothek der Stadt Luxemburg, der Historischen Bibliothek des Europäischen Parlaments, dem Lëtzebuerg City Museum und aus privaten Sammlungen bereitgestellt.

Einweihung des Konrad-Adenauer-Gebäudes des EP in Luxemburg mit Großherzog Henri von Luxemburg, EP-Präsidentin Roberta Metsola und dem luxemburgischen Ministerpräsidenten Xavier Bettel. © Europäische Union 2022