Haus der Europäischen Geschichte: Vorträge

 

Das Haus der Europäischen Geschichte bietet Raum zum Lernen, Nachdenken und Debattieren und steht Besuchern aus allen Altersgruppen und mit verschiedenstem Hintergrund offen. Sein wichtigster Auftrag besteht darin, das Verständnis der europäischen Geschichte in ihrer ganzen Komplexität zu fördern, zum Meinungsaustausch anzuregen und vorgefasste Meinungen infrage zu stellen.

Das Haus zeigt die Geschichte Europas auf eine Weise, die deutlich macht, wie zahlreich die sie betreffenden Sichtweisen und Auslegungen sind. Es bewahrt einende und entzweiende Erinnerungen. Es trägt die Geschichte des europäischen Aufbauwerks und seine Grundlagen zusammen und stellt sie aus. Durch virtuelle und persönliche Vorträge des Hauses soll die europäische Dimension in der Debatte und beim Lernen über die Geschichte gestärkt und es sollen Begegnungen und Austausch ermöglicht werden.

Mary Kaldor

Weltpolitik gegen Großmachtrivalität Die Rolle der EU – Eine Vision von Europa mit Mary Kaldor

Die Europäische Union steht möglicherweise für eine neue Art von Weltmacht. Die klassischen Nationalstaaten unterschieden scharf zwischen interner Macht, die auf Recht und Politik beruht, und externer Macht, die sich aus Reichtum und militärischer Gewalt ableitet. Es gab schon immer Spannungen zwischen unterschiedlichen Auffassungen von Europa, die die EU als postkoloniales Projekt, als neu entstehende Supermacht, die die Vereinigten Staaten herausfordern könnte, sahen, und Aktivisten „von unten“, die die Rolle Europas als Friedensprojekt betonten. Professorin Mary Kaldor beschreibt in ihrem Vortrag, wie dieses Spannungsverhältnis zur Entwicklung der europäischen Außenpolitik beigetragen hat, wobei sie insbesondere auf die Rolle der sozialen Bewegungen eingeht.

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Mathieu Segers

Das Europa der europäischen Integration und die Wechselfälle dieser Integration – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – Mathieu Segers

In diesem Vortrag der Reihe „Envisioning Europe“ (Europa im Blick) des Hauses der Europäischen Geschichte beschäftigt sich Mathieu Segers mit dem Zustand der Europäischen Union und mit der Frage, ob die multilaterale Welt des Westens eine Zukunft hat. Segers betrachtet die Geschichte der europäischen Einigung aus wirtschaftlicher und (welt)politischer Sicht und stellt dabei eine alte, gleichwohl brandaktuelle Frage: Was ist Europa eigentlich?

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Kerry Brown

China aus westlicher Sicht: 800 Jahre kulturelle und intellektuelle Begegnungen – Vortrag von Kerry Brown

China wird von Europa bereits seit Hunderten von Jahren wahrgenommen. Eines der auffälligsten Merkmale der Beziehungen zwischen beiden ist jedoch die Bandbreite der gegensätzlichen europäischen Wahrnehmungen, die von der Betrachtung Chinas als andersartig und exotisch, als Ort der Hochkultur und einer echten Alternative in Bezug auf Weltanschauung und Werte bis hin zur Betrachtung Chinas als Bedrohung und Ort der Barbarei, Grausamkeit und Tyrannei reichen. Die Ansichten bahnbrechender Persönlichkeiten wie Leibniz, Voltaire und Montesquieu im 17. und 18.Jahrhundert sind ein typisches Beispiel dafür: Sie schwanken zwischen Bewunderung, Kritik und dem Versuch, objektiv zu sein. In diesem Vortrag wird diese Geschichte untersucht und es werden Strukturen aufgezeigt, die dazu beitragen können, die Art der heutigen Beziehungen zwischen Europa und China zu erhellen.

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Timothy Snyder

Vortrag von Professor Timothy Snyder – „Was uns vergangene Katastrophen über zukünftige Möglichkeiten lehren“

Snyders Vortrag behandelt die komplexe Frage, was nach dem Imperium kommt. Als die Grenzen der Vereinigten Staaten festgelegt worden waren und die europäischen Länder ihre überseeischen Gebiete aufgaben, musste die Bedeutung der beiden Kolonialmächte in einer sich wandelnden Welt geändert und neu belebt werden. Während des gesamten Vortrags stellten unsere Zuhörer Fragen zu interessanten Aspekten wie der Förderung der europäischen Integration, der Sehnsucht osteuropäischer Populisten nach Nationalstaaten und der Zukunft der Länder, die unter dem Kolonialismus gelitten haben.

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Timothy Garton Ash

Vortrag von Timothy Garton Ash zum Thema: Eine neue Geschichte für Europa

Angesichts des Brexits und des Populismus und des Antiliberalismus, die sich im Herzen Europas ausbreiten, eines expansiven Chinas und der großen Herausforderungen durch Putin und Trump stellt sich die Frage, welches neue Narrativ die Europäer von heute vereinen und mobilisieren kann. Existiert es? Und wenn ja, wer soll diese Geschichte erzählen? Ist ein solches Narrativ mit der unauslöschlichen Komplexität der europäischen Geschichte und der beruflichen Pflicht des Historikers vereinbar, Mythen zu bekämpfen, statt Mythen zu schaffen? Timothy Garton Ash, Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford, Träger des Karlspreises 2017 und selbsternannter „englischer Europäer“, ging diesen Fragen im Haus der Europäischen Geschichte nach.

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Heike Wieters

Die vielen Facetten der Vergangenheit und der Zukunft Europas

Eine alleingültige Vision oder ein alleingültiges Konzept von Europa, ganz zu schweigen von einem geeinten Europa, gibt es nicht. In vielerlei Hinsicht kann Europa nur in seinem Facettenreichtum, als unvollständiges und sich ständig veränderndes Gebilde begriffen werden, das abhängig vom Standpunkt und der Perspektive des Betrachters ganz unterschiedlich aufgefasst wird. Im Rahmen ihrer Vorlesung untersucht Heike Wieters zunächst europäische Mythen und historiographische Traditionen und damit die variierenden Visionen und Erzählungen über Europa und den Rest der Welt als sein Gegenstück seit dem 18. Jahrhundert. Durch die Betrachtung kultureller, intellektueller, wirtschaftlicher, sozialer und politscher Konzepte eines „geeinten Europas“ soll untersucht werden, wie viele der Facetten der europäischen Vergangenheiten entstanden sind und wie Zukunftsvisionen heute noch entstehen.

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Ukraine: A European history

Ukraine: Eine europäische Geschichte

Was kann die Ukraine uns über Europa lehren? Seit Beginn der groß angelegten russischen Invasion in die Ukraine behauptet die offizielle russische Propaganda, dass es die Ukraine und die Ukrainerinnen und Ukrainer nicht wirklich gibt. Wir sehen uns jedoch mit alltäglichen Beweisen des Gegenteils konfrontiert. In dieser Online-Veranstaltung werden Wissenschaftler aus den Bereichen Geschichte, Soziologie und Gedächtnis gebeten, sich mit Fragen der ukrainischen Identität(en), Kultur, Werte und Spaltungen, sowohl historisch als auch in jüngerer Zeit, auseinanderzusetzen. Anstatt die Ukraine durch die Brille ihrer Beziehungen zu Russland zu betrachten, konzentriert sich das Gespräch auf die Ukraine, ihre reiche, vielfältige Geschichte und Kultur sowie die Entwicklung der ukrainischen Identität(en) in den letzten zweihundert Jahren. Hören Sie das Gespräch hier an.

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Ovidiu Hrin

Das kulturelle Plakat in Europa – eine geschichtliche Bilanz

Erkunden Sie gemeinsam mit Grafikdesigner und Art Director Ovidiu Hrin, wie sich das Plakat während des vergangenen Jahrhunderts kontinuierlich weiterentwickelt hat, um den sich ständig wandelnden Bedürfnissen der Gesellschaft stets Rechnung zu tragen. Hrin nutzt eine Auswahl von Plakaten aus der Ausstellung „Die Sprache der Mauern“ im Haus der Europäischen Geschichte als Ausgangspunkt seines Vortrags, bei dem er sich mit einigen der wichtigsten Etappen und Nuancen der Entwicklung des europäischen Plakats auseinandersetzt. Unter Betrachtung des Plakats als Spiegel kultureller und sozialer Bewegungen wird in dem Vortrag die Fähigkeit des weitverbreiteten visuellen Kommunikationsmittels untersucht, komplexe Themen in verschiedenen historischen Epochen zu vermitteln.

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Professor Gurminder Bhambra

Ein dekoloniales Projekt für Europa – Vortrag der Reihe „Envisioning Europe“ mit Professor Gurminder Bhambra

Das europäische Projekt wird seit Langem von dem Gedanken eines unvollendeten Projekts der Moderne belebt. In diesem Vortrag argumentiert Gurminder Bhambra, Professor für postkoloniale und dekoloniale Studien, dass stattdessen das unvollendete Projekt der Entkolonialisierung angegangen werden müsse. Dabei rücken wir von dem Verständnis Europas als kosmopolitischem Kontinent der Nationen ab und untersuchen die Auswirkungen seiner imperialen und kolonialen Vergangenheit. Die vielfältigen Ausprägungen des Kolonialismus im Rahmen des europäischen Projekts werden erläutert und ihre Bedeutung für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Europas wird erörtert.

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Catherine Flood

Europa auf Plakaten: Das Medium ist die Botschaft

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten Plakate, auf denen Wörter und Bilder kombiniert wurden, ein grundlegend neues Medium der visuellen Kommunikation dar. Sie wurden als eine einzigartige moderne und demokratische neue Kunstform angesehen, die das Potenzial hatte, Kunst alltagstauglicher zu machen. In diesem Vortrag erkundet die Kuratorin Catherine Flood, deren Arbeit zeitgenössische kreative Praktiken und Gestaltungsgeschichte umfasst, auf welche Weise Plakate die Vorstellungen über Kunst, Gestaltung und Gesellschaft in Europa während der großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der letzten 100 Jahre genutzt und geformt haben.

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Jan Zielonka

Envisioning Europe: Die EU und die Demokratie – Experimente

Die EU ist ein bemerkenswertes Experiment mit ihrer Verwaltung auf mehreren Ebenen, ihrer wirtschaftlichen Integration und ihrer multilateralen Diplomatie. Sie stellt ein wichtiges, wenn nicht sogar gewagtes demokratisches Experiment dar. Niemals zuvor wurde ein so ehrgeiziges demokratisches Projekt über die Grenzen eines Nationalstaats hinaus umgesetzt. Obwohl das Europäische Parlament durch die jüngsten Verträge mehr Kompetenzen gewonnen hat, so wurde die Legitimität der EU doch nicht sichtbar gestärkt. In einem europäischen Gemeinwesen mit diversen Kulturen und politischen Zugehörigkeiten ist es vielleicht nicht leicht, eine Demokratie allein auf institutioneller Architektur zu errichten. Professor Zielonka schlägt einen alternativen demokratischen Weg für die EU vor, in dem die Bürgerinnen und Bürger durch neuartige Formen der Anfechtung, Teilhabe und Vertretung befähigt werden und argumentiert, warum ein Europa der Netzwerke eine andere Form der Demokratie als das Europa der Staaten erfordert.

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Kalypso Nicolaïdis

Die Zukunft Europas im Lichte seiner Geschichte und Mythologie

In diesem Vortrag nimmt Professorin Kalypso Nicolaïdis Bezug auf die Vorlesungsreihe „Envisioning Europe“ (Vorstellungen von Europa) und ihre Vorträge der letzten fünf Jahre. Sie zieht ihre eigenen Schlüsse in Bezug auf die allgemeinen Themen der Konferenz zur Zukunft Europas, die von Klimawandel, Wirtschaft, sozialer Gleichstellung, europäischen Rechten und Werten, Rechtsstaatlichkeit, Migration bis zur Rolle der EU in der Welt reichen. Um eine Vorstellung von der Zukunft Europas zu bekommen, können wir uns nach Meinung von Professorin Nicolaidis können wir uns in einen Raum der politischen Imagination an der Schnittstelle zwischen einer langfristigen Perspektive und den mythologischen Grundlagen Europas begeben, wenn wir erkunden wollen, wohin Europas Weg nach den Erfahrungen aus der Konferenz zur Zukunft Europas führen soll.

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Clive Russell

Plakate können uns helfen, eine bessere Welt zu schaffen – digitaler Vortrag von Clive Russell

In diesem digitalen Vortrag nutzt der im Vereinigten Königreich ansässige Grafikdesigner Clive Russell Beispiele aus der Ausstellung „Die Sprache der Mauern“ im Haus der Europäischen Geschichte und anekdotische Beispiele, um zu erkunden, wie bei Plakaten deren Gestaltung mit ihrem sozialen Zweck vereint werden kann.

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