Schätze aus dem Archiv

Ein Blick in die historischen Aufzeichnungen, Dokumente, Fotos und Videos des Parlaments sowie vieles mehr

Der Archivbetrieb des Europäischen Parlaments umfasst die Aufbewahrung von Dokumenten, die vom Referat Archiv des Büros des Generalsekretärs verwaltet werden, sowie die umfangreiche Sammlung von Fotos und Video- und Audiomaterial der Multimediabibliothek des Parlaments, die vom Referat Audiovisuelle Medien der Generaldirektion Kommunikation betrieben wird.

Alle aufbewahrten Gegenstände stellen Spuren der Tätigkeiten des Parlaments und „Erinnerungen“ an seine legislativen und administrativen Tätigkeiten seit 1952 dar. Von Forschern, Historikern und Medienplanern zusammengetragen und in einen Zusammenhang gesetzt, tragen sie dazu bei, die Identität und Kultur des Parlaments zu festigen.

Im Folgenden stellen wir einige der bemerkenswertesten Gegenstände aus den Archiven des Parlaments vor.

Vorläufer des Parlaments

Die Archive enthalten äußerst wichtige Dokumente aus der Geschichte des Parlaments oder eher aus seiner Vorgeschichte ...

Am 10. September 1952 fand die erste Sitzung der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl statt. Eröffnet wurde sie von Antonio Boggiano Pico als „Alterspräsident“ (das älteste Mitglied der Gemeinsamen Versammlung). Hier ist seine Ansprache (in französischer Sprache), in der er den „langen Weg“ seit der Erklärung von Robert Schuman zwei Jahre zuvor Revue passieren ließ.

Die Gemeinsame Versammlung wurde zur Europäischen Parlamentarischen Versammlung (die 1962 wiederum zum Europäischen Parlament wurde). In seiner konstituierenden Sitzung am 19. März 1958 schloss Alterspräsident Granzotto Basso seine Eröffnungsrede mit dem Wunsch, dass „die politische Einigung Europas zum Wohle unserer Kinder und der kommenden Generationen“ erreicht werden möge. Die vollständige Rede von Basso kann (in französischer Sprache) hier nachgelesen werden.

Der Name Europäisches Parlament wurde 1962 bei der Abstimmung über eine Entschließung der Europäischen Parlamentarischen Versammlung vorgeschlagen.

European Parliamentary Assembly MembersIm Mai 1962 ändert die Europäische Parlamentarische Versammlung ihren Namen in Europäisches Parlament. Abgebildet (Mitte): Gaetano Martino, Leopoldo Rubinacci © Europäische Gemeinschaften 1962 – Europäisches Parlament

Blick in die Vergangenheit

Hier ist ein Blick in die Vergangenheit: ein Foto des Robert-Schuman-Gebäudes des Parlaments in Luxemburg, wo zwischen 1973 und 1979 einige wenige Plenartagungen stattfanden.

Das zwischen 1970 und 1973 errichtete Schuman-Gebäude verfügte über einen Plenarsaal mit 120 Sitzen. Das Gebäude spiegelt die architektonischen Trends der damaligen Zeit wider, einschließlich seines Basreliefs aus Zink. Außerdem sieht man die umliegenden Wiesen auf dem Kirchberg, die längst der Vergangenheit angehören.

European Parliament Schuman Building, LuxembourgDas Schuman-Gebäude im Luxemburger Stadtteil Kirchberg © Europäische Union 1977 – Europäisches Parlament

Die Macht des gesprochenen Wortes

Seit 1968 fordert das Europäische Parlament gleiches Entgelt für Männer und Frauen. Am 13. Mai jenes Jahres nahm das EP eine Entschließung zur „Anwendung des Grundsatzes des gleichen Entgelts für Männer und Frauen“ an, die auf einem Bericht des Parlamentsmitglieds Cornelis Berkhouwer im Ausschuss für soziale Angelegenheiten beruhte.

In ihrer Rede im Plenum nahm Astrid Lulling, Mitglied des Europäischen Parlaments, an jenem Tag die Ausbildung von Mädchen und Frauen in den Ländern der EWG in den Fokus und bezeichnete sie als „unzureichend“ und „ungeeignet“, denn „während Männer alle Berufe ausüben können, die auch Frauen ausüben können (mit Ausnahme des Berufs der Amme), können auch Frauen alle Berufe ausüben, die Männer ausüben können, mit Ausnahme einiger körperlich besonders anstrengender Arbeiten, die durch den technischen Fortschritt ohnehin überflüssig werden“. Lesen Sie hier ihre gesamte Rede (in französischer Sprache).

Das Archiv des Parlaments enthält natürlich auch „bewegte Elemente“ wie diese historische Videoaufzeichnung einer bewegenden Rede von Simone Veil anlässlich ihrer Wahl zur Präsidentin des ersten in allgemeiner Direktwahl gewählten Europäischen Parlaments am 17. Juli 1979.

 

Ihre Rede enthielt Worte, die auch heute noch nachklingen: „Das Europäische Parlament, das nun in allgemeiner Wahl gewählt wird, hat jetzt eine besondere Verantwortung. Um die Herausforderungen, denen Europa gegenübersteht, zu bewältigen, müssen wir es in drei Richtungen lenken: das Europa der Solidarität, das Europa der Unabhängigkeit, das Europa der Zusammenarbeit.“