In Gedenken an Lord Henry Plumb


Lord Henry Plumb of Coleshill, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments und ehemaliges MdEP, ist am 15. April 2022 im Alter von 97 Jahren verstorben. Lord Henry Plumb war von 1979 bis 1999 britisches Mitglied des Europäischen Parlaments.

Lord Henry PlumbPorträt von EP-Präsident Lord Henry Plumb in seinem Büro im EP in Straßburg, © Europäische Gemeinschaft 1987

Während dieser Zeit war er Vorsitzender und Mitglied der Fraktion der Europäischen Demokraten, stellvertretender Vorsitzender und Mitglied des Präsidiums sowie Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten). Während seiner Wahlperioden war er Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses und Mitglied in zahlreichen parlamentarischen Ausschüssen und Delegationen; ein umfassender Überblick über seine parlamentarische Tätigkeit findet sich hier.

Das Archiv zu Lord Henry Plumbs Amtszeit

Von 1987 bis 1989 war Lord Henry Plumb Präsident des Europäischen Parlaments und Präsident des Präsidiums. Das Archiv des Europäischen Parlaments umfasst über 1 800 Akten mit mehr als 14 900 Dokumenten zu dieser Zeit. Diese Dokumente geben umfassend Auskunft über seine Tätigkeiten im Parlament und über seine Beziehungen zu internen und externen Einrichtungen während seiner Amtszeit. Eine umfassendere Beschreibung der Archivbestände zu seiner Amtszeit findet sich hier.

Von welchen Themen handeln die archivierten Unterlagen zu Lord Henry Plumb?

Die Einheitliche Europäische Akte oder die neuen Befugnisse des Europäischen Parlaments

Die Archivbestände zu Lord Plumbs Amtszeit umfassen eine breite Palette von mehr als 160 Dokumenten zur Einheitlichen Akte (z. B. Arbeitsunterlagen, Vermerke, Protokolle etc.), die nach den Gesichtspunkten Ausschussarbeit, parlamentarische Arbeit und interinstitutionelle Arbeitsgruppe strukturiert sind. Die umfangreichste Akte ist die Akte zur Umsetzung der Einheitlichen Akte im Europäischen Parlament während Lord Plumbs gesamter Amtszeit.

Internationale Beziehungen: Die Welt am Rande des Umbruchs

Während seiner Amtszeit setzte sich Präsident Lord Plumb auch für demokratische Werte in Ländern ein, in denen zu jener Zeit noch um Demokratie gerungen wurde. Beispielsweise schlug der damalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, im Frühjahr 1988 eine Reihe von Verfassungsreformen vor. Vor diesem Hintergrund wurde der Präsident des Europäischen Parlaments im September 1988 vom Obersten Sowjet zum nach dessen Meinung passendsten Zeitpunkt in der Geschichte der politischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Europäischen Gemeinschaft dazu eingeladen, der Sowjetunion einen offiziellen Besuch abzustatten.

Lord Plumb and August Voss meet Soviet MPsBesuch einer EP-Delegation in Moskau unter Leitung des EP-Präsidenten Lord Plumb. Treffen mit sowjetischen Abgeordneten; links August Voss. © Europäische Union 2019 – Europäisches Parlament

Engagement für die Verteidigung der Menschenrechte

Präsident Plumb hat viele Maßnahmen zur Verteidigung der Menschenrechte persönlich und aktiv unterstützt. Dies war beispielsweise der Fall, als er am 18. Februar 1987 die „Mütter von Algier“ empfing. Hierbei handelte es sich um eine Gruppe von Frauen, denen französische Gerichte das Sorgerecht für ihre Kinder zugesprochen hatten, deren Ex-Ehemänner jedoch die Kinder entführt hatten und sie auf algerischem Hoheitsgebiet festhielten. Auf Initiative von Lord Plumb hin wurde daraufhin am 20. März 1987 das Amt der Ombudsperson des Europäischen Parlaments für grenzüberschreitende elterliche Kindesentführungen geschaffen. Dieses Amt soll dazu beitragen, Kindern aus binationalen Ehen zu helfen, die nach einer Scheidung von einem Elternteil entführt wurden. Lord Plumb erinnerte sich tief bewegt an diesen Tag, als er ein Jahr nach diesem Ereignis eine Rede hielt, in der er von den auf diesem Gebiet erzielten Fortschritten sprach.