Die Menschen hinter den Namen der Gebäude des Europäischen Parlaments: Clara Campoamor


European Parliament Campoamor Building, StrasbourgGebäude des Europäischen Parlaments in Brüssel – Außenansicht – Campoamor-Gebäude © Europäische Union 2021 – Europäisches Parlament

Clara Campoamor – ein Leben für die Frauenrechte

Das Gebäude der GD PERS wurde umbenannt und trägt nun den Namen der spanischen Aktivistin, die für ihren Einsatz für die Gleichstellung der Geschlechter bekannt ist.

„Glauben Sie mir, das 20. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Emanzipation der Frauen sein!“

Dies waren die Worte der Aktivistin Clara Campoamor in ihrer bis heute berühmten Rede vor dem Parlament der Zweiten Spanischen Republik im Oktober 1931. In der Abstimmung nach dieser Rede wurden die Artikel angenommen, mit denen das Frauenwahlrecht in der Gesetzgebung und in der neuen spanischen Verfassung verankert wurde.

Clara Campoamor wurde 1888 in Madrid als Tochter einer in bescheidenen Verhältnissen lebenden Familie geboren und kämpfte ihr Leben lang für die Gleichstellung der Geschlechter. Nach dem Tod ihres Vaters, als sie erst zehn Jahre alt war, war die Familie mittellos. Sie musste die Schule abbrechen und arbeitete zunächst als Schneiderin und später als Verkäuferin, um ihre Mutter und ihren Bruder zu unterstützen. Sie war auch bei mehreren Zeitungen tätig, bevor sie schließlich eine Stelle als Schreibkraft bei der Regierung antrat.

Im Alter von 32 Jahren traf Clara Campoamor eine Entscheidung, die ihr Leben verändern sollte: Sie ging wieder zur Schule und machte ihren Abschluss, um danach an der Universität Rechtswissenschaften zu studieren. Bald zählte sie zu den damals sehr wenigen Frauen in Spanien mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften. Sie begann, als Rechtsanwältin zu arbeiten, und legte ihren Schwerpunkt dabei recht früh auf die Frauenrechte.

Bust of Clara CampoamorEine Büste von Clara Campoamor in Madrid, die zum 75. Jahrestag der Einführung des Frauenwahlrechts in Spanien geschaffen wurde, @ stock.adobe.com

Sie war nicht nur Gegnerin der Politik des autoritären Regimes von General Primo de Rivera, sondern auch überzeugte Anhängerin republikanischer und antimonarchischer Ideale. Der Öffentlichkeit wurde sie als Suffragette bekannt. Nach ihrem Entschluss, in die Politik zu gehen, trat sie zunächst der Partei Acción Republicana (Republikanische Aktion) und später dem Partido Radical (Radikale Partei) bei, mit der sie im Juni 1931 ins Parlament gewählt wurde.

Sie ließ sich nicht davon abschrecken, dass sie als einzige Frau der Verfassungskommission angehörte, und kämpfte an allen Fronten für die Reformen, mit denen die Emanzipation der Frauen schließlich in der Gesetzgebung verankert wurde. Sie kämpfte nicht nur für das allgemeine Wahlrecht, sondern konzentrierte sich beispielsweise auch auf das Eherecht, die Abschaffung der Todesstrafe, das Verbot der Kinderarbeit und die Bekämpfung der Prostitution.

Nachdem Clara Campoamor bei den Parlamentswahlen 1933 ihren Sitz im Parlament verloren hatte, wurde sie Leiterin des öffentlichen Wohlfahrtswesens in Madrid. Zwei Monate nach Beginn des spanischen Bürgerkriegs floh sie in die Schweiz und nach Argentinien, wo sie Geschichten und Artikel aus dem wahren Leben – davon die meisten zum Thema Feminismus – schrieb und veröffentlichte. Als Gegnerin des Franco-Regimes betrat sie nur noch zweimal und nur für kurze Zeit spanischen Boden – 1947 und 1951. Sie verstarb 1972 in Lausanne, wo sie sich dank ihrer Freundin Antoinette Quinche, einer Frauenrechtsanwältin und -aktivistin aus der Schweiz, ein neues Leben hatte aufbauen können. Sie wurde auf dem Friedhof Cementerio de Polloe in San Sebastián beigesetzt.

Mit ihrem unerschütterlichen politischen Engagement und ihrem lebenslangen Kampf gegen das patriarchale System wurde Clara Campoamor zu einem Symbol für den unermüdlichen Einsatz für die Gleichstellung der Geschlechter und die Demokratie. Die Einführung des Frauenwahlrechts in Spanien im Jahr 1931 ist nach wie vor ihre bedeutendste Errungenschaft. Für ihre Überzeugungen schreckte sie nicht davor zurück, alle Ämter abzulehnen, die nicht ihren Idealen der sozialen Gerechtigkeit entsprachen – auch wenn dies ihrer Karriere schadete –, und für den Rest ihres Lebens ins Exil zu gehen.

European Parliament Campoamor Building, StrasbourgGebäude des Europäischen Parlaments in Brüssel – Außenansicht – Campoamor-Gebäude © Europäische Union 2021 – Europäisches Parlament