Jean Lambert, Vereinigtes Königreich, MdEP von 1999 bis 2019


MEP Jean LambertJean Lambert bei der Aussprache zum Winterplan für Asylsuchende in der Plenarsitzung vom November 2017 in Straßburg © Europäische Union 2017 - Europäisches Parlament

Fraktionen

1999-2019: Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz

Nationale Parteien

1999-2019: Green Party of England and Wales

Biografie

Jean Denise Lambert wurde in Orsett in der Grafschaft Essex geboren. 1971 schloss sie ihr Fremdsprachenstudium am University College in Cardiff ab, absolvierte danach am St Paul's College in Cheltenham (nunmehr: Universität Gloucestershire) eine postgraduale Lehrerausbildung und erwarb 1975 einen ADB (Ed.). Zeitweise arbeite sie zwischen 1972 und 1999 als Lehrerin an einer höheren Schule in Waltham Forest in East London. Sie verfügt auch über ein Zertifikat über berufliche Weiterbildung (BTEC), das sie 1998 erwarb.

Nachdem sie sich 1977 der Ecology Party (nunmehr: Green Party of England and Wales) angeschlossen hatte, übte sie zahlreiche Parteifunktionen aus. Sie war stellvertretende Vorsitzende des Parteiausschusses (1982–1985), Parteisprecherin (1992–1993 und 1998–1999), Vorsitzende des Parteivorstandes (1993–1994), Vertreterin der Europäischen Föderation der Grünen Parteien (1987–1989 und 1998–1999) und Kontaktperson der Fraktion der Grünen im Europäischen Parlament (1989–1992). Sie war Migrationssprecherin der Partei.

Lambert wurde erstmals 1999 für die Region London in das Europäische Parlament gewählt und 2004, 2009 und 2014 wiedergewählt. Sie war von 2002 bis 2007 stellvertretende Vorsitzende der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz im Europäischen Parlament. Als Mitglied des Europäischen Parlaments war sie Mitglied bzw. Stellvertreterin im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten, im Ausschuss für die Freiheiten und Rechte der Bürger, Justiz und Inneres, im Unterausschuss Menschenrechte und im Petitionsausschuss sowie in den Delegationen für Südasien, Afghanistan, Japan und Indien. Von 2009 bis 2019 war sie Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Südasiens. Sie war stellvertretende Vorsitzende der interfraktionellen Arbeitsgruppen „Ältere Menschen“, „Armutsbekämpfung", „Kinderrechte", „Rassismusbekämpfung und Vielfalt" sowie unter anderem Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppen „Behinderung" und „LGBTI". Sie war Berichterstatterin zum Asylbericht des Parlaments, zur Verordnung zur Einrichtung eines Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (jetzt Agentur), und zur Verordnung zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit. Darüber hinaus war sie Sprecherin für Asyl und Flüchtlinge der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz. Lambert nahm auch an EU-Wahlbeobachtungsmissionen teil und war Missionsleiterin bei den Wahlen 2018 in Sierra Leone.

MEP Jean LambertUnterausschuss Menschenrechte – Meinungsaustausch zur Menschenrechtslage in Iran im Rahmen der allgemeinen regelmäßigen Überprüfung. V. l. n. r.: Jean Lambert, Peter Jacob, Jacob Harbo © Europäische Union 2012 - Europäisches Parlament

Auf nationaler Ebene tritt Lambert aktiv für den London Living Wage ein.

Abgesehen von ihrer Arbeit für die Green Party ist Lambert auch in zahlreichen NROs engagiert. Von 1991 bis 2007 war sie Mitglied im Leitungsgremium der Demokratiereform-NRO Charter 88. Seit 2006 ist sie Mitglied des Rates der Organisation Liberty, die sich für die Verteidigung und Förderung der Menschenrechte einsetzt. Sie engagiert sich seit 1999 als stellvertretende Vorsitzende für den Waltham Forest Race Equality Council. Sie ist Schirmherrin der Dalit Solidarity Campaign UK und war zudem im Beirat des Work-Life-Instituts der London Metropolitan University.

Lambert wurde 2005, im ersten Jahr der Verleihung dieser Auszeichnung, als MdEP des Jahres im Bereich Justiz und Menschenrechte geehrt.

Lambert hat zahlreiche Berichte und Artikel zu Demokratie und Menschenrechten, nachhaltiger Entwicklung, zur Bekämpfung von Diskriminierung, zu sozialer Inklusion, Minderheitenrechten, Belangen von Gewerkschaften und Arbeitnehmern sowie zu Asylfragen und den Rechten von Flüchtlingen verfasst. Ihr Bericht über Flüchtlinge und die Umwelt (2002) war einer der ersten, den ein(e) Politiker(in) zu diesem Thema verfasste. Sie ist die Autorin von „No Change? No Chance“, einem Buch zur Politik der Grünen aus dem Jahr 1996. 2006 drehte sie den Film „EU4U! Your voice can make a difference!“, in dem die Möglichkeiten für junge Menschen, innerhalb der EU-Strukturen etwas zu bewirken, hervorgehoben werden.

Weitere Informationen zu ihrer Zeit als MdEP finden sich hier

Ausgewählte Plenarreden

2011 war Lambert Berichterstatterin für die Richtlinie über Mindestnormen für die Anerkennung und den Status von Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen als Flüchtlinge oder als Personen, die anderweitig internationalen Schutz benötigen, und über den Inhalt des zu gewährenden Schutzes. In dieser Funktion sprach sie am 26. Oktober 2011 im Plenum:

2013 war Lambert Berichterstatterin für den Initiativbericht „Auswirkungen der Krise auf den Zugang von schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen zu Leistungen der Fürsorge". Ziel dieses Berichts war es, die Auswirkungen von Problemen zu zeigen, die sich aus den sogenannten Sparmaßnahmen für Bevölkerungsgruppen ergeben, deren Schutzbedürftigkeit bekannt ist, sowie für neue, potentiell schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen, die sich infolge sich verändernder Bedingungen, wie z. B. der individuellen Verschuldung, entwickeln. Es war das erste Mal, dass das Europäische Parlament die Kommission aufgefordert hat, einen Vorschlag für eine Richtlinie über Pflegeurlaub vorzulegen, die mittlerweile in Kraft getreten ist.

Während ihrer Zeit als Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Südasiens sprach Lambert im Plenum die Problematik des Bekleidungssektors nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch im Jahr 2014 an. Ihre Arbeit an dieser Initiative war Teil der Vorbereitungen für die spätere Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit.

Am 2. Mai 2018 sprach Lambert im Plenum über den Schutz von Kindern im Zusammenhang mit Migration:

Jean Lambert hat einen Großteil ihrer Zeit als Europaabgeordnete in die Thematik der Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit investiert. In der folgenden Rede vom April 2019 sprach sie darüber im Plenum des Parlaments:

Was sich im Archiv befindet

Die Dokumente erstrecken sich über den gesamten Zeitraum, in dem Jean Lambert als MdEP tätig war (1999–2019), und behandeln die wichtigsten Themen, mit denen sie sich beschäftigte, insbesondere im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten und in der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Südasiens. Die Akten zeigen die Arbeitsmethoden der Abgeordneten bei der Beschaffung von Informationen zu den jeweiligen Interessengebieten. Handschriftliche Notizen, die sich unter den Dokumenten befinden, spiegeln auch die von ihr angestellten Überlegungen wider. Die Akten umfassen legislative Dokumente, Presseartikel und Dokumente anderer Einrichtungen.

Das erste von Jean Lambert dem Historischen Archiv übergebene Aktenkonvolut ist besonders umfangreich und reichhaltig und umfasst alle Tätigkeiten der Abgeordneten seit ihrer ersten Amtszeit im Europäischen Parlament, einschließlich ihrer Beziehungen zu ihrer Partei und Fraktion. Ein weiteres Konvolut aus ihrem Wahlkreis wurde im Juli 2019 übergeben. Die Bearbeitung wird im nächsten Jahr beginnen. Mit dieser Ergänzung dürfte es sich um eines der umfassendsten Abgeordnetenarchive handeln, die bislang vom Historischen Archiv des Europäischen Parlaments aufbewahrt werden.