Der Bestand von Antonio Tajani


European Parliament President Antonio TajaniPlenarsitzung Juli 2019 – Antonio Tajani bei der Wahl des Präsidenten des Europäischen Parlaments (erster Wahlgang) © Europäische Union 2019 – Europäisches Parlament
„Wir müssen die Demokratie verteidigen. Ich bin der Überzeugung, dass es ohne Demokratie keine Freiheit für unsere Bürger gibt. Freiheit ist der Schlüssel zur Europäischen Union, zu unserer Zivilisation, zu unserer Geschichte und zur Zukunft der Europäischen Union.“

Biografie

Antonio Tajani wurde am 4. August 1953 in Rom geboren. Er verfügt über einen Hochschulabschluss in Rechtswissenschaften der Universität La Sapienza in Rom. Er beendete seinen Militärdienst als Offizier der italienischen Luftwaffe. Nach dem Besuch eines Luftverteidigungslehrgangs in Borgo di Piave di Latina trat er in die NATO-Bodenleitorganisation für die Luftverteidigung (NATO Air Defence Ground Environment – NADGE) ein.

Antonio Tajani war beruflich über zwanzig Jahre als Journalist tätig. Er begann als Moderator von Nachrichtensendungen auf Rai Radio 1, dem staatlichen italienischen Rundfunkunternehmen, und war Sonderkorrespondent im Libanon, in der Sowjetunion und in Somalia. Danach arbeitete er für die Tageszeitung Il Giornale. Als Mitbegründer der Forza Italia im Jahr 1994 wurde er erstmals in das Europäische Parlament gewählt.

Im Jahr 2008 wurde er zum Kommissar für Verkehr ernannt und unterstützte während seiner Amtszeit dies Ausweitung der Fahrgastrechte. 2010 wurde er Kommissar für Industrie und Unternehmertum, wobei er sich für ehrgeizige Reindustrialisierungsziele, „grünes Wachstum“ und eine besondere Schwerpunktsetzung auf die Unterstützung von KMU, insbesondere durch die Zahlungsverzugsrichtlinie und den Aktionsplan Unternehmertum 2020, einsetzte. 2014 wurde er erneut ins Europäische Parlament gewählt und wurde einer seiner Vizepräsidenten. Antonio Tajani wurde am 17. Januar 2017 zum Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt. 2019 wurde er erneut ins Europäische Parlament gewählt.

Politische Ämter

  • 1994–2008: Mitglied des Europäischen Parlaments
  • seit 2002: Vizepräsident der Europäischen Volkspartei
  • 2008–2010: Vizepräsident der Kommission, zuständig für Verkehr
  • 2010–2014: Vizepräsident der Kommission, zuständig für Industrie und Unternehmertum
  • seit 2014: Mitglied des Europäischen Parlaments
  • 2014–2017: Vizepräsident des Europäischen Parlaments
  • seit 2014: Mitglied des Parteipräsidiums von Forza Italia
  • 2017–2019: Präsident des Europäischen Parlaments
  • 2019-2022: Vorsitzender der Konferenz der Ausschussvorsitze
  • seit 2019: Vorsitzender des Ausschusses für konstitutionelle Fragen
  • seit 2021: nationaler Koordinator der Forza Italia

Was sich im Archiv befindet

Der Schwerpunkt des Bestands des Kabinetts von Präsident Tajani liegt auf protokollarischen Tätigkeiten, offiziellen Besuchen, Sitzungen und Medienkontakten des Präsidenten. Was die Handhabung interner Angelegenheiten des Parlaments betrifft, bezieht sich eine große Gruppe von Dokumenten auf die Konferenz der Präsidenten (Mitteilungen, Vermerke und Tagesordnung). Die meisten Dokumente liegen in elektronischer Form vor. Eine Fotosammlung wird in Papierform aufbewahrt.

Reflexionen der Präsidenten des Europäischen Parlaments: Antonio Tajani

Zugestanden werden muss, dass der Austritt eines der größten Mitgliedstaaten den Eindruck verstärkt, dass die Union nicht immer den Erwartungen gerecht geworden ist.

Gleichzeitig müssen alle jene Staats- und Regierungschefs, die weiterhin alle Verantwortung für Missstände auf die EU schieben, den Brexit als eine Warnung begreifen. Und er muss als eine Lektion für jene Medienunternehmen gesehen werden, die jederzeit dazu bereit sind, Geschichten über angebliches Fehlverhalten der EU zu erfinden, um ihre Einschaltquoten zu erhöhen oder einige Zeitungen mehr zu verkaufen.

Wenn der Brexit zumindest eine positive Auswirkung hat, dann ist es hoffentlich die, dass er allen bewusst macht, wie viel Schaden unverantwortliches Verhalten dieser Art den einfachen Europäern zugefügt hat.

European Parliament President Antonio TajaniBesuch des EP-Präsidenten Antonio Tajani (links) in London, 2017 – Treffen mit der Premierministerin des Vereinigten Königreichs Theresa May (rechts) in 10 Downing Street – Quelle: EP

Wir sind heute hier zusammengekommen, um den Europatag zu feiern. Gestern haben wir in Brüssel das Haus der Europäischen Geschichte eröffnet. Ich glaube, dass dies die bestmögliche Art und Weise ist, an den Beginn dieser wunderbaren Zeit der Freiheit und des Friedens zu erinnern.

Ich bin der Ansicht, dass es für das Parlament wichtig ist, in dieses Museum zu investieren, das, wie wir entschieden haben, kostenfrei zugänglich sein wird, und zwar nicht nur für Schüler und Studenten, sondern für alle. Indem wir etwas über unsere Geschichte erfahren, können wir uns unserer Europäischen Identität bewusst werden. Das macht uns stark und ist der Hauptgrund dafür, dass wir innerhalb der EU zusammenwachsen.

Der Wunsch nach Freiheit, Rechten und Menschenwürde hat uns aus der Dunkelheit des Krieges geführt. Die Freiheit, Arbeit zu suchen, sich eine glückliche Zukunft aufzubauen und auch unsere Häuser und unsere Infrastruktur wieder aufzubauen, war etwas, das unter anderem dank des Marshallplans möglich war.

Diese Freiheit ist die Grundlage für den großen von uns geschaffenen Wirtschaftsraum, in dem Waren, Kapital, Dienstleistungen und vor allem Menschen einschließlich Arbeitnehmer sich ohne Barrieren bewegen können.

Vor 76 Jahren markierte die Schumann-Erklärung vom 9. Mai den Beginn dieses großen Abenteuers. Wir haben uns zusammen an einen Tisch gesetzt und gemeinsam hart daran gearbeitet, aus der Falle des Nationalismus zu entkommen.

Der Weg war nicht einfach. Allzu oft kam der Prozess angesichts von Enttäuschungen und Krisen zum Stillstand. Wir haben jedoch nie davon abgelassen.

Durch gemeinsame Arbeit haben wir Hindernisse, Barrieren, Grenzen und nationale bürokratische Hürden überwunden.

Wir haben gemeinsam an einer offeneren Welt gearbeitet, in der Menschen mehr Rechte haben, und im Zuge dessen haben wir so vielen Ländern auf unserem Kontinent geholfen, finsteren Diktaturen zu entkommen.

Dieses riesige Gebiet der Interaktion und des Austauschs im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich hat tiefe Wurzeln. Von Kreta zum antiken Griechenland, nach Etrurien und Rom ist unsere Zivilisation gewachsen und hat sich durch den Blick nach außen, über die Meere und entlang der Flüsse, in einem fortwährenden Austausch und durch die Vermischung von Anschauungen, Kulturen, künstlerischen Traditionen und wissenschaftlichem Wissen und Handel entwickelt.

Wir haben das erworbene Wissen über Klöster weitergegeben. Dann wurden die großen Universitäten, das Lebenselixier eines neuen Humanismus, geschaffen. Die Renaissance baute auf diesem Wissen auf, als sich Europa erneut der Außenwelt öffnete und Entdecker und Händler über die Meere sandte.

Caravaggio und Rembrandt, Vivaldi und Bach, Shakespeare und Molière – sie alle sind miteinander unverbrüchlich verbunden.

Durch den Wiederaufbau dieses Gebiets der kulturellen und wirtschaftlichen Interaktion und des Austauschs sind wir in eine neue Renaissance eingetreten, deren Herzstück die Freiheit und die Menschenwürde sind.

Unsere Identität gründet auf diesen geteilten Werten. Europa ist weit mehr als nur ein Binnenmarkt oder eine gemeinsame Währung.

Die Europäische Union ist ein Erfolg, wenn sie es geschafft hat, diesen Traum der Freiheit, des Wohlstands, des Friedens und der Verteidigung der Menschenrechte innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen zu verwirklichen.

Vor fast 70 Jahren machten sich unsere Gründerväter daran, den Völkern Europas mehr Schutz und den zukünftigen Generationen bessere Perspektiven zu bieten. Wir würdigen ihren Mut am besten dadurch, indem wir selbst diesen Mut zeigen und jenen Wandel einleiten, der Europa aus der derzeitigen Sackgasse herausführt und uns die Reise fortsetzen lässt.

Rede des EP-Präsidenten zur Lage der Union, Europäisches Hochschulinstitut, Florenz, 5. Mai 2017.

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