Oral History: Archivmaterial zu Lord Henry Plumb

Internationale Beziehungen

 

Treffen mit politischen Persönlichkeiten

Lord Plumb über sein Treffen mit Jassir Arafat und seinen Besuch in der ehemaligen Sowjetunion

 

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Engagement für Entwicklungsländer

Die Unterstützung des Europäischen Parlaments für die Entwicklungsländer

 

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Beziehungen zur Sowjetunion

 

In seiner Amtszeit bestand Lord Plumb nicht nur auf den neuen Befugnissen, die die Einheitliche Akte dem Parlament gebracht hatte, sondern er machte sich auch für die demokratischen Werte stark, wenn es um Länder ging, die damals in dieser Hinsicht Mängel aufwiesen.

Im Frühjahr 1988 schlug der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow eine Verfassungsreform vor. Sie zielte darauf ab, die Macht bis zu einem gewissen Grad von der Partei auf vom Volk gewählte Vertreter zu übertragen, den Einfluss der Partei auf die Steuerung der lokalen Wirtschaft zu verringern und die Macht des Präsidenten zu stärken. Vor diesem Hintergrund wurde der Präsident des Europäischen Parlaments im September 1988 – zum günstigsten Zeitpunkt in der Geschichte der politischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Europäischen Gemeinschaft – vom Obersten Sowjet zu einem offiziellen Besuch eingeladen.

 

Speech: Moscow, 7 September 1988

Rede von Lord Plumb (PDF auf Englisch) zu den politischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Europäischen Gemeinschaft, Moskau, 7. September 1988

 

In der oben nachzulesenden Rede begrüßte Lord Plumb zunächst die Verbesserung der Ost-West-Beziehungen und das Programm zur Modernisierung der sowjetischen Wirtschaft. Anschließend schlug er vor, sich regelmäßiger zu treffen und dabei vor allem über die Entwicklung des Weltagrarhandels zu sprechen.

 

Lord Plumb meets Andrey GromykoLord Henry Plumb, Präsident des Europäischen Parlaments, trifft Andrei Gromyko, den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, bei einem Besuch in Moskau im September 1988 © Europäische Gemeinschaften, 1988 – Quelle: Europäisches Parlament

 

Als einen der Höhepunkte seiner Amtszeit und den vielleicht wichtigsten Wendepunkt bezeichnete Lord Plumb seinen Besuch in der Sowjetunion. Deren Führung hatte beschlossen, die Europäische Gemeinschaft als solche anzuerkennen und die Beziehungen zwischen dem Obersten Sowjet und dem Europäischen Parlament auszubauen.

 

Der Besuch von Jassir Arafat

 

Als öffentliche Person, die eine übernationale demokratische Institution vertrat, wurde Lord Plumb auch in den Nahostkonflikt verwickelt. Am 13. September 1988 hielt sich Jassir Arafat, der Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), in Straßburg auf. Dieser Besuch, zu dem ihn die sozialdemokratische Fraktion des Europäischen Parlaments eingeladen hatte, löste eine Kontroverse aus. Arafat war zwar kein offizieller Gast des Europäischen Parlaments, doch Lord Plumb erklärte sich bereit, ihn zu treffen. Er wollte ihm die Ansichten des Parlaments und dessen Entsetzen über die Anwendung von Gewalt verdeutlichen – in erster Linie eine Friedensbotschaft und ein Aufruf zu Verhandlungen.

 

Statement by Lord Plumb at his meeting with Yasser Arafat

Kurzprotokoll (PDF auf Englisch): Erklärung von Lord Plumb zum Standpunkt des Europäischen Parlaments bei seinem Treffen mit Jassir Arafat
 

Dieses Treffen Lord Plumbs mit Arafat rief lebhafte Reaktionen hervor, die in den Archiven seines Kabinetts dokumentiert sind.

Zwei Monate später, am 15. November 1988, verkündete Arafat die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates. Am 10. Januar 1989 wurde Lord Plumb die Ehre zuteil, als erster Präsident des Europäischen Parlaments vor der israelischen Knesset zu sprechen. Dabei sagte er, die Europäische Gemeinschaft befürworte eine internationale Konferenz, um Gespräche mit der PLO zu ermöglichen, und unterstütze das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung.

 

Speech to the Knesset, 1989

Rede von Lord Plumb vor der israelischen Knesset (PDF auf Englisch), 10. Januar 1989

 

Beziehungen zu Entwicklungsländern

 

Lord Plumb war Mitglied des Parlamentsausschusses für die Beziehungen zu den Entwicklungsländern. Später wurde er Ko-Vorsitzender der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung EU-AKP. In seiner Rede bei der Eröffnungsfeier der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung EU-AKP am 19. September 1988 in Madrid betonte er:

„Wir Europäer genießen aufgrund des Abkommens von Lomé eine privilegierte Beziehung zu unseren AKP-Partnern – und wir sind entschlossen, diese Beziehung zu vertiefen und zu festigen, vor allem jetzt, da die Weltwirtschaft unter erheblichem Druck steht.“